2019 Erhaltung der Artenvielfalt und historischer Nutzung artenreicher Berg- und Feuchtwiesen im Südharz durch angepasste Beweidung und Erfassung des Arteninventars

Der nördlichste Teil des Landkreises Nordhausen ist überwiegend von zusammenhängenden Fichten- und Laubmischwäldern bedeckt. Durch die jahrhundertelange Nutzung als Wiesen und Weiden haben sich im Umfeld der Ortschaften einzelne Offenlandflächen erhalten. Diese wurden primär als Schnittwiesen und Weide genutzt. Bei den fünf Projektflächen handelt es sich um als Rinderweiden genutzte Bergwiesentäler mit einer Gesamtgröße von 13,94 Hektar. Diese befinden sich nördlich von Nordhausen bei Ilfeld / Netzkater in der Gemeinde Harztor und bei Rothesütte / Stadt Ellrich. Charakteristisch für die Projektflächen sind feuchte bis nasse, teils moorige Bereiche, die partiell mit Erlen durchsetzt sind. Sie sind entstanden durch die langjährige extensive Beweidung mit Rindern der Rasse „Harzer Rotvieh“. Für die auf den Weiden vorkommenden Tier- und Pflanzenarten sind halboffene bis offene Bereiche in den ansonsten geschlossenen Forstflächen von besonderer Bedeutung. Diese Übergangsbereiche von Wald, Bachläufen, feuchten bis nassen Stellen und offenen Wiesenflächen sind in den Harzer Kulturwaldflächen nahezu gänzlich verschwunden. Aufgrund ihrer Komplexität und Kleinräumigkeit sind die Offenlandlebensräume stark durch das sukzessive Einwandern von Gebüschen und Gehölzen gefährdet.

Foto: Harzer Rotvieh auf der Berewiese

Das geplante Projekt begann 2019 und wird bis Ende 2021 fortgeführt. Der aktuelle Bewirtschafter ist aufgrund der deutlichen Verkleinerung der Feldblöcke gezwungen, die Nutzung der durch Binsen (Juncus sp.), Seggen (Carex sp.) und Schilfrohr (Phragmites australis) dominierten Bereiche der Weiden aufzugeben. Diese gehören wegen der geringen Futterwertzahlen nicht zu den landwirtschaftlich nutzbaren und förderfähigen Flächen. Da diese Flächen einen hohen naturschutzfachlichen Wert haben, sollen sie im Rahmen des NALAP-Projektes weiterhin beweidet werden. Der Bewirtschafter bekommt hierfür eine Ausgleichszahlung, um die Nutzung der knapp 14 Hektar wirtschaftlich zu machen. Im Projekt sollen zudem die positiven Auswirkungen der Rinderbeweidung dokumentiert und quantifiziert werden. Hierfür werden vier floristische Kartierungen der Projektflächen jeweils im Frühjahr und Spätsommer der Jahre 2020 und 2021 durchgeführt. Anhand der gewonnen Daten können anschließend konkrete Aussagen zu den Wirkungsmechanismen der Beweidung auf die außerordentlich wertvollen Vegetationsbestände getroffen werden. Insbesondere in Hinblick auf den Erhalt und die Entwicklung der Charakterarten im Gebiet, besitzt die Beweidung eine Schlüsselposition. Zudem soll durch die Erfassung des Arteninventars der besondere naturschutzfachliche Wert der Flächen bestätigt werden, da die letzte Erfassung im Rahmen der Offenlandbiotopkartierung 1996/97 erfolgte.